3R-Projekt "Radweg - Retention - Renaturierung"

3R steht für die Verbindung vieler Ideen

Geberskirchen den 22.September 2017    

Am Anfang stand das Bewusstsein am Further Bach gemeinsam für bessere Wasserqualität zu sorgen. Im Rahmen einer Untersuchung zusammen mit  vielen Gemeinden des nördlichen Landkreises Landshut wurde festgestellt, dass die Natur und das Wasser wenige bis keine Spielräume haben. Zudem brachte die Gemeinde Obersüßbach im Jahr 2014 den Radweg vorerst bis Geberskirchen auf den Weg, der künftig Mainburg mit Landshut verbinden soll. In vielen Gesprächen mit Eigentümern, Planern und Behörden entstand für Furth und Obersüßbach miteinander die Chance, nicht nur den Radweg, sondern auch den Hochwasserschutz und die Verbesserung der Ökologie am Further Bach auf insgesamt 3,2 km Länge in die Tat umzusetzen. 

Die Beteiligten ließen unter der Federführung des Bauamtes der VG Furth verschiedene Ideen der Nachhaltigkeit in die Umsetzung mit einfließen. So wurde beispielsweise auf der gesamten Trasse ein Leerrohr für den späteren Breitbandausbau verlegt, ein Naherholungsangebot in Form eines Kneipp-Pfades angelegt und das aus der Baumaßnahme anfallende hochwertige Erdreich nicht entsorgt, sondern auf ca. 30 verschiedene Felder rund um den Maßnahmenbereich an die Landwirte verteilt. Die anzupflanzenden Bäume wurden so ausgewählt, dass mit regelmäßigem „auf den Stock setzen“ wertvolles Heizmaterial für das gemeindliche Heizwerk entsteht. 

Bekanntlich hat der Erfolg viele Väter und dennoch wäre die Maßnahme ohne die Unterstützung durch Bürgermeister/-in, Gemeinderäte/-innen aus Obersüßbach und Furth, das Amt für ländliche Entwicklung Landau, das Wasserwirtschaftsamt Landshut, das Landratsamt Landshut, die Reg. v. Niederbayern, das Innen-, das Umwelt- und das Landwirtschaftsministerium, das Planungsbüro Land-Schafft-Raum, das Planungsbüro Dietlmeier, die Firma Streicher, die Firma Kopp und ohne den unermüdlichen Einsatz von Bauamtsleiter M. Bruckmoser nicht mit diesem Erfolg realisierbar gewesen. 

Flora und Fauna am Further Bach

 

Im Jahr 2012 wurden umfangreiche Untersuchungen der Pflanzen und Tiere in den Bächen „Westlich Landshut“ vorgenommen. Der Further Bach wurde als „stark kanalisiert mit hoher Schwebstoffbelastung“ beschrieben. Durch „fehlendes Ufergehölz“ ist die Artenvielfalt am Bach stark eingeschränkt. Die Fachstellen bezeichneten den Bach stellenweise als „toten Lebensraum“. 

Schon während der Ausführung des 3-R-Projektes (Retentionsraum, Radwegbau, Renaturierung) zeigte sich das Leben am Bach. Während der Arbeiten in 2017 wurden neben verschiedenen Fischarten auch Libellen und verschiedene Vogelarten (wieder)entdeckt. Die einzelnen heimischen Tiere werden  auf 

dieser Tafel beschrieben. Bachabwärts in Richtung Landshut kommen noch viele weitere Arten hinzu. So leben in Höhe Schatzhofen Gründling, Aitel, Stichling, Rotauge, Schmerle, Elritze, Karpfen, Blaubandbärbling, Aal und der besonders geschützte Steinbeißer. Sie alle wurden durch Landwirte, Spaziergänger und Mitarbeiter der Behörden in den Jahren 2014 - 2017 gesichtet.  

Mit der ökologischen Renaturierung wollen die Gemeinden Furth und Obersüßbach einen Beitrag zur Artenvielfalt, zur Aufwertung des Lebensraumes am Bach und zur weiteren Verbesserung des Gewässerzustandes im Rahmen der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie leisten. Im Laufe der Zeit wird die Einbringung von autochtonem  kräuterhaltigem Magersaatgut und von Büschen, Bäumen und Hecken die Ökologie rund um den Further Bach nachhaltig verbessern. Vielleicht siedeln sich verloren gegangene Arten wieder an oder können die beschriebenen Tiere wieder häufiger beobachtet werden.   

Kelten, Klöster, Heilige - Geberskirchen an der Straße von Regensburg nach Moosburg

Funde aus der bandkeramischen Zeit geben im ganzen Tal des Further Baches Hinweise auf über 6.500 Jahre alte Besiedlungen der Jungsteinzeit. Die Hügelgräber im Bereich westlich des Weinberges bei Geberskirchen zeugen noch heute von keltischen Siedlungen aus der Zeit um das 6. Jhdt. v. Chr.   Der Weiler selbst wird erstmals in einer Urkunde des Klosters Ebersberg um ca. 1030 als „Gebeharteschiricha“ erwähnt. Eine Urkunde im Hauptstaatsarchiv vom 24. März 1359 besagt, dass „Chunrad der Cheiser“ und seiner Frau von der Äbtissin Kunigunt von Seligenthal den Hof beim Falltor übertragen bekam. Als Bürgen werden „Ulrich den Wagner von Warzlberg“ und „Chunrad den Feuchtmaier“ genannt. Bis 1808 stand der Besitz der ganzen Höfe „Veichtmaier, Maier und Kaiser“, der halbe Huberhof, das Hüthaus und die Kirche beim Kloster Seligenthal. 

Geberskirchen bildet eine wichtige Straßenkreuzung des Mittelalters. Von Niedersüßbach aus wurde schon im Frühmittelalter über Geberskirchen nach Bruckberg eine Alternativroute angelegt. Der Abschnittswall am Plattenberg und am Bocksberg geben Zeugnis für diese Befestigung. Ein weiteres  Indiz für die wichtige Straße ist das Patrozinium des Heiligen Nikolaus. Denn sämtliche in Niederbayern an wichtigen Straßen und Pilgerwegen liegende Kirchen des Hochmittelalters wurden dem Hl. Jakobus oder dem Hl. Nikolaus geweiht. Die Verehrung des Hl. Nikolaus begann um das 10. Jahrhundert. Er ist als Schutzheiliger der Schiffsleute, Kaufleute und Reisenden bekannt. Die Straße verband die Städte Regensburg und Moosburg.   

Von Ort und Kirche geht eine besondere Anziehung aus. Geomanten haben besonders im Bereich des Altares im Chorraum der Kirche eine starke positive Strahlung festgestellt, wie sie oft bei Wallfahrtskirchen zu finden ist. Diese Strahlung wird  auch als Marienstrahlung bezeichnet. 

Das erste Gotteshaus entstand nach germanischen Eigenkirchenrecht. Der Adelige Gebhard ließ es bis 1000 erbauen. Laut der Gottesdienstordnung ist zumindest am Gründonnerstag und an Ostern eine Predigt gehalten worden. Geweiht ist die Kirche dem alten Schutzpatron gegen Wasser - St. Nikolaus. Nach der Dekanats- und Pfarrkirchenbeschreibung von 1508 war Maria Magdalene zweite Patronin. Kirchweih feierte man am Sonntag nach dem Fest Peter und Paul. Das Gotteshaus in der Größe des heutigen Chorraumes entstand um 1490 von einem Landshuter Maurermeister. Der Sage nach wurde es aus Steinen der Burg Bocksberg errichtet. 

In der Barockzeit erfolgte um 1710 der Anbau des Langhauses und eine Neuausstattung des Innenraumes. Dabei wurde auch der Dachreiter mit der Zwiebelhaube aufgesetzt. Im Jahre 1723 fand eine Besichtigung des Gotteshauses in Geberskirchen durch den damaligen Regensburger Weihbischof, Gottfried Langwert von Simmern,  statt. Er schreibt in seinem Visitationsprotokoll: 

„Dort (in der Pfarrei Schatzhofen) steht auch eine Filialkirche mit Namen Geberskürchen und die hat einen Altar unter dem gemeinsamen Patrozinium, der Heiligen Nikolaus, Maria Magdalene und Ulrich. Dort werden in gleicherweise alle Festtage der Pfarrei mitgefeiert.“

Darauf darf der Schluss gezogen werden, dass man zu dieser Zeit regelmäßig in Geberskirchen Gottesdienste gefeiert hat.

Ein spätgotischer Altarstein wurde bei der grundlegenden Renovierung im Jahre 1978 gefunden. Eine weitere Nische enthielt Reliquien von heute nicht mehr bekannten Märtyrern. Dieser Altarstein und die  zwölf Apostelleuchter im Chorraum weisen darauf hin, dass Geberskirchen eine konsekrierte, also von einem Bischof geweiht Kirche ist. Die Konsekration erfolgte wohl um 1710 bei der Erweiterung und Umgestaltung der Nebenkirche. Zu den bisherigen Reliquien gab man 1978 noch welche der altrömischen Märthyrer Tomotheus und Aurelia hinzu und mauerte sie in einer Kupferkapsel in den Altar ein. Zwei Glocken rufen die Menschen jährlich zum Patrozinium. Die ältere trägt die Umschrift: „Carl Gottlib Hancke in Landshut goss mich anno 1756“.

Seit 2016 befindet sich die Wieskirche wieder in der Renovierung. Bis zum Herbst 2017 konnte die Sanierung von außen bereits abgeschlossen werden. Die Geberskirchener Kirche gehört zur Pfarrei St. Michael - Schatzhofen und wird durch das Pfarramt in Furth betreut.